Neuapostolische Kirche

Seit dem Jahr 1901 besteht in Lübeck eine Gemeinde der Neuapostolischen Kirche, die sich zunächst in gemieteten Räumlichkeiten versammelte. 1927 wurde eine eigene Versammlungsstätte hinter dem von der Kirche erworbenen Wohn- und Geschäftshaus Fischergrube 71 bezogen. Sie bot Raum für 100 Personen und wurde 1936 erweitert, um künftig Platz für 250 Personen zu bieten. Die Gebäude in der Fischergrube wurden in dem bekannten Bombenangriff vom 28./29. März 1942 zerstört.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam die durch Flüchtlinge stark vergrößerte Gemeinde zeitweise in Schulaulen unter. Am 10. Dezember 1960 wurde die heute bestehende Kirche Ellerbrook 2-14 unter teilweisem Einbezug des früheren Grundstücks errichtet. Sie wurde 1981 durch einen umfangreichen Anbau erweitert und 1988 teilweise umgebaut. Und jetzt ist geplant, statt anstehender Renovierungen das Gebäude entsprechend den heutigen Anforderungen neu zu errichten. Eine ausführliche Chronik im PDF-Format (Stand 2001) ist auf der Website der Gemeinde nak-nordost.

Nach 1945 nahm die Zahl neuapostolischer Christen in Lübeck stark zu – unter anderem durch den Zustrom von Flüchtlingen. Es entstanden im Bereich der Hansestadt weitere Gemeinden mit eigenen Kirchen. Demographische Entwicklung und fortschreitende Säkularisierung führten auch in der Neuapostolischen Kirche in Lübeck zu sinkenden Mitgliederzahlen. Heute bestehen, neben der Innenstadtgemeinde, noch die Gemeinden in Schlutup (Am Schlutuper Markt 2) und Travemünde (Moorredder 23a) mit insgesamt ungefähr 800 Mitgliedern.

Die drei Lübecker Gemeinden sind Teil der weltweiten Neuapostolischen Kirche. Diese umfasst nahezu 9 Millionen Mitglieder. Ihre höchsten Amtsträger werden Apostel genannt. An ihrer Spitze steht der Franzose Jean Luc Schneider als Haupt der Apostel. Er führt den Titel Stammapostel. Seine engsten Mitarbeiter sind die Bezirksapostel. In Deutschland bestehen gegenwärtig vier von Bezirksaposteln geleitete Gebietskirchen. Lübeck gehört zur Gebietskirche Nord- und Ostdeutschland, die von Hamburg aus geleitet wird. Innerhalb der Gebietskirche sind Bezirksvorsteher für mehrere Gemeinden zuständig. Zum Bezirk Lübeck gehören gegenwärtig weitere Gemeinden in Mölln, Bad Schwartau, Bad Oldesloe, Bad Segeberg, Neustadt und Heiligenhafen.

An der Spitze der Gemeinden stehen Gemeindevorsteher. Sie werden von Priestern und Diakonen unterstützt, die von einem Apostel ordiniert wurden. Die Geistlichen der Kirche sind in der Regel ehrenamtlich tätig. Gottesdienste mit Abendmahlsfeier finden Sonntag vormittags und an den Mittwochabenden statt. Die Kirche legt Wert auf persönliche Seelsorge und selbstverantwortliches Handeln ihrer Mitglieder auf der Basis der christlichen Botschaft.

In Deutschland sind die Gebietskirchen Körperschaften des öffentlichen Rechts. Sie finanzieren sich durch freiwillige Beiträge der Mitglieder. Es wird nicht kontrolliert, ob oder wieviel jemand spendet. Alle kirchlichen Handlungen und Segnungen, z.B. Taufen, Trauungen oder Beerdigungen, werden unentgeltlich ausgeführt. Die Finanzen werden zentral verwaltet. Ein Teil der Einnahmen wird von der internationalen Kirchenleitung zur Unterstützung der Menschen in ärmeren Regionen der Welt verwendet. Darüber hinaus erbringt die Kirche humanitäre Hilfsleistungen und unterstützt Hilfsaktionen in Katastrophenfällen.

Grundlage der Lehre ist die Bibel. Es wird die jeweils aktuelle Fassung der Lutherbibel verwendet. Die Predigten werden in freier Rede gehalten, basierend auf einer gedanklichen Auseinandersetzung mit dem Predigtthema und dem spontanen Wirken des Heiligen Geistes. Es werden drei Sakramente (Taufe, Abendmahl und Versiegelung mit dem Heiligen Geist) gespendet.

Die Neuapostolische Kirche entstand im Januar 1863 in Hamburg durch Abtrennung der dortigen Gemeinde von der Katholisch-apostolischen Kirche. Diese wollte in ihrem Namen ausdrücken, dass sie nichts anderes sein wollte als die im Bekenntnis von Nicäa-Konstantinopel genannte „eine, heilige, allgemeine [katholische] und apostolische Kirche“. Sie war entstanden, nachdem in Großbritannien zwischen 1832 und 1835 insgesamt zwölf Apostel durch Weissagung berufen worden waren, die meisten in der Londoner Gemeinde Edward Irvings, eines schottischen reformierten Pastors.

Die Apostel strebten im Geist der damaligen Erweckungsbewegung eine Erneuerung der gesamten Christenheit an. Sie wollten zur Vorbereitung auf die in naher Zukunft erwartete Wiederkunft Christi alle wahren Christen unter ihrer Führung vereinigen. Als dieses Angebot ungehört verhallte, verstanden sie sich als Leiter einer Erstlingsgemeinde, die wegweisend für die Erlösung aller Christen und ihre Bereitung für das künftige Reich Gottes sein sollte.

Da die Apostel der Katholisch-apostolischen Kirche eine sehr intensive Naherwartung propagierten, lehnten sie es ab, Nachfolger im Amt zu akzeptieren. Als die Hamburger Gemeinde 1863 weitere Apostel anerkannten, entstanden daraus von der Katholisch-apostolischen Kirche getrennte apostolische Gemeinden, die ab 1902 den Namen „Neuapostolische Gemeinde“ führten und schließlich, sobald es seit 1919 rechtlich möglich wurde, den Namen „Neuapostolische Kirche“ annahmen.

Die Leitung der Kirche durch Apostel und die Erwartung der Wiederkunft Christi sind neben den allen Christen gemeinsamen Elementen christlicher Verkündigung weiterhin zentrale Elemente neuapostolischer Lehre. Wo immer die christliche Lehre verkündigt und durch christliches Handeln bezeugt wird, erkennen neuapostolische Christen das Wirken des Heiligen Geistes.

Daniel Marx

Vorsteher Neuapostolische Gemeinde Lübeck

Ellerbrook 2-14
23552 Lübeck

Tel.: 0451/ 58 24 69 46

d.marx@nak-luebeck-schwerin.de
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